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Sonntag, 6. Dezember 2009

Seelenküche

Gerade war ich im C/O Berlin, wo ich mir Nan Goldins Partyfotos angesehen habe. Jaja, revolutionär damals, mag sein. Warum man immer noch eine ganze Ausstellung mit Fotos von Heroinnadeln, Schwulensex und Suffbildern pflastern muss, habe ich nicht vestanden. Besonders raffiniert waren die Bilder jedenfalls nicht.





Gestern abend war ich in Bielefelder Lichtwerk auf der Vorpremiere Promotour von Soul Kitchen, dem neuen Film von Fatih Akin. Teil der Hoffnung in diese Promoveranstaltung, bei der Regisseur und die meisten Darsteller immerhin persönlich zugegen waren, ist ohne Frage die Populärmachung des Films mittels Mundpropaganda. Nun denn: Es geht im Groben um Adam, einen Restaurantbesitzer in Hamburg. Der Frittiersalon läuft so einigermaßen und wird vor allem durch Fernfahrerkundschaft am Laufen gehalten. Mit seinem Bruder und dem neuen Koch (Birol Ünel aus Gegen die Wand) beschließt Adam, gehobenere Küche anzubieten und sein Restaurant aufzupimpen. Dann wirds ein wenig turbulent, und Adam hat auf einmal eine menge Schulden am Arsch und Rückenprobleme. Den Rest des Films ist er damit beschäftig, da wieder rauszukommen. Rundum ein guter und sehenswerter Film. Und weils die Vorpremiere Promoveranstaltung war, konnten danach auch Fragen an Fatih Akin und Konsorten gestellt werden. Neben einigen sinnvollen Dingen gabs auch Interrogationen à la "wann drehst du einen Film in Bielefeld" und "was wolltest du mit dem Film aussagen" der Filmnerds. Meine Frage, ob der Tod von Monika Bleibtreus Charakter im Nachhinein für komische Gefühle gesorgt hat, hab ich mir dann verkniffen und mich lieber an die Bar gesellt.

Donnerstag, 26. November 2009

Dinosaurier

Dinosaurier gab es ziemlich lange, sie waren groß, starben plötzlich, und rotten jetzt so vor sich hin. Genauso wie der ehemalige Freizeitpark VEB Kulturpark. 1961 gegründet, nach 1991 als Spreepark Plänterwald weitergeführt, 2002 geschlossen. Das Gelände umfasst ein Riesenareal mit Achterbahnen, Wildwasserbahn, Zirkus, Fachwerkstädtchen, Riesenrad und Fressbuden. Der Besitzer setzte sich mit einigen seiner Karussells nach Kolumbien ab, kam mit den Fahrgeschäften und mehr als 100 Kilo Koks zurück und wanderte erstmal ins Gefängnis. Seit 2008 wohnt er in einem Wohnwagen auf dem Gelände. Das modert vor sich hin. Diesen Sommer war ein beliebter Sport, im Treptower Park über den Zaun zu hüpfen um sich den Park aus der Nähe anzuschauen. Der patroullierende Wachdienst beließ es anfangs bei der Aufnahme der Personalien und Platzverweisen, mittlerweile sind pauschal 50€ fällig. Allerdings gibt es Sonntags auch Führungen, organisiert von einem Fan des Parks. Man kann also 2 Stunden über das Gelände stolpern, sich Geschichten über den Park anhören und Fotos machen. Fotos waren schwer angesagt, jedenfalls war die Dichte professioneller Fotoausrüstungen unter den 30 Mitläufern ziemlich hoch. Der Wachdienst war natürlich immer vor und hinter uns. Anscheinend macht der seinen Job im Moment unbezahlt und in der Hoffnung, beim nächsten Investor dann einen Fuß in der Tür zu haben. Ich glaub ja eher, die Jungs bewachen das Koks in der Achterbahn.


Immerhin, die Führung mitzumachen lohnt sich auf jeden Fall. Der Park muss damals von heute auf morgen geschlossen worden sein, denn im Häuschen der Wasserbahn steht noch das Kaffeegeschirr und am Eisstand vergammeln Waffeln mit Mindesthaltbarkeitsdatum 2002. Und wenn man rechts und links kuckt, sieht man allerlei merkwürdiges oder unglaublich schönes. Zum Beispiel:


Jurrassic Park



Wildwasserbahn




Eingang zum Tunnel des Spreeblitz

Leider wird die letzte Führung am 6.12.09 angeboten - und nächstes Jahr soll das Gelände neu bebaut werden. Im Gespräch sind Erich von Däniken, der dort einen UFO-Park aufmachen will, Studenten die das Gelände zur Permaforschung nutzen wollen, oder - Spreepark reloaded. Falls das geschieht macht hoffentlich einer das Laub aus der Rinne und die Äste aus dem Weg.

Samstag, 21. November 2009

linke Streitkultur

Am Mittoch gabs im Café der taz eine Podiumsdiskussion zu brennenden Autos und darüber, ob die als politische Reaktion auf die Yuppiesierung des Kiezes angemessen sind. Das ist das Problem: Hausbesetzer, Künstler und allerhand andere begabte Leute ohne Geld siedeln sich da an, wo man günstig oder für umme wohnen kann und bringen natürlich ihre Kreativität mit. Dadurch wird die Gegend auch für den Mainstream interessant, es gibt Ausstellungen, Cafés, besetzte Häuser, Volxküchen und Kloppereien mit der Polizei. Daher kaufen große Gesellschaften Wohnraum auf, schleifen den Dielenboden ab, setzen große Fenster ein, kleben Styroporstuck an die Decke und bauen Zentralheizung ein. Und vermieten sie anschließend für das doppelte weiter. Das können sich die mittellosen Kreativen nicht leisten, ziehen weg und werten den nächsten Bezirk auf. Gentrifizierung ist hier das Stichwort. In diesem Fall zünden sie aus Protest ein paar teure Autos an, um den reichen Neuzugezogenen ihr Missfallen kundzutun. Während Prenzlauer Berg den Prozess schon komplett durchlaufen hat, ist er in Friedrichshain und Kreuzberg bereits voll im Gange, und in Kreuzkölln fängts jetzt gerade an.

Und dann versammelte sich im Redaktionsgebäde der taz ein Konglomerat von Menschen, um mal drüber zu reden. Die Pullis reichten von Fred Perry bis selbstgestrickt, auf der Bühne saß ein schwäbischer ehemaliger Hausbesetzer und jetziger taz-Redakteur, ein innenpolitischer Sprecher der Grünen, und der Vorsitzende der Berliner antifa. Ein etwas unbeholfener Moderator mit journalistisch zu großen Schuhen glänzte mit Fragen wie

"Ganz schön heiß in Berlin, was?"
und
"Jetzt brennen in Berlin Autos. Christoph, was hast du dir dabei gedacht?"

Was auf der Bühne abging war weniger spektakulär. Der Sprecher der antifa zeigte Verständnis für die Wut, riet aber zu gewaltlosen Protestformen. Der junge Grüne hielt sich mit politischen Floskeln und Abweigelungen über Wasser, und taz-Redakteur Christoph sang ein Loblied auf die alte Hausbesetzerzeit. Das Publikum war viel interessanter: eine Frau mit Bart und Kamera mischte sich häufig ein, die original 68er streuten ab und zu "Scheiße" ein, und zwei Plätze weiter notierte sich ein Mann "Yuppies" und "MTV-Arschlöcher". Anscheinend war er Spiegel-Journalist und hat daraus einen Artikel gebastelt. Dann wurde über Gewalt debattiert, bzw. wo sie anfängt - beim Verkauf öffentlicher Gebäude an private Investoren ohne Mietpreisbindung, Räumungen, oder Steineschmeißen? Eine junge Frau begann mit "ich als Mutter" und bekundete die Angst, ihre Kinder könnten durch die linken Aktivisten auf die schiefe Bahn gebracht werden. Ein Mann erzählte von einen eigenen Renovierungsbemühungen und dass er selbst schon deshalb tätlich angegriffen worden sei. Dann lud er alle zu einer Party ein, um sich selbst ein Bild zu machen. Kommen wird wohl keiner, nachdem er dann gefordert hat, dass "keiner das Recht hat, mit Gewalt zu bestimmen, wer im Kiez wohnt. Wie 1933". Da war Stimmung in der Bude.

Als dann ein aufgebrachter Hausbesetzer meinte, alle sollten jetzt zusammen mal zu Springer rübergehen, löste der Moderator die Versammlung vorsichtshalber offiziell auf. Zu Springer ist natürlich keiner mehr, viele hatten ihr Tannzäpfle noch nicht ausgetrunken.

Was auch immer man von der Debatte inhaltlich mitnimmt: mir ist die linke Streitkultur definitiv lieber als eine konservative. Die Leute machen wenigstens den Mund auf.

Montag, 2. November 2009

optimism bias

Heute ist Montag, der 2. November. Gestern ist meine Monatsfahrkarte der BVG abgelaufen (die gelten hier netterweise auch noch am 1. des Folgemonats) und ich warte darauf, mich an der FU einzuschreiben und dann auch endlich ein Berliner Semesterticket zu bekommen. Der Plan war: die Strecke (17 km) einfach mit dem Fahrrad fahren, bis ich das Ticket hab. Leider war gestern auch der letzte Tag mit fahrradtauglichem Wetter auf absehbare Zeit:



Ich hab mir dann heute vom Gebrauchtfahrkartenhändler an der Ecke eine Tageskarte gekauft und steige wohl auf Wochenticket um...

PS: Der Titel könnte mir einigen Ärger bereiten: der kommt nämlich aus der Heuristics and Biases - Ecke, und auf die ist mein Alma Pater nicht so gut zu sprechen. Wer dem allerdings vorwirft, Heuristiken für alles aus dem Ärmel zu schütteln, sollte sich mal diese Liste ansehen. Da gibts Namen für alles, was man nur möglicherweise im Bereich Denken, Entscheiden und Urteilen machen kann. Und auch fürs Gegenteil.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Licht aus...

Film ab.

So geschehen am Samstag Abend. Schon seit Juli wollte ich (500) days of summer sehen und nahm die kinogesättigte Begleitung und mich mit in den einzigen Lichtspielpalast in der Nähe, wo es den Film im Original und ohne Untertitel zu sehen gab.

Um es gleich zu sagen: der Film lügt, aber das ist nicht schlimm. Denn eigentlich hat er Recht. Wo auch immer sich der Film zu Wort meldet: er will partout kein Liebesfilm sein. Gleich am Anfang wird klargemacht: Tom liebt Summer, Summer glaubt nicht an Liebe. Und zwischen Anfang und Ende wird erzählt, naja, was dazwischen eben so passiert ist. Also nicht der genretypische Spannungsbogen in Form des Höhenprofils einer Alpes d'Huez Etappe, hier gibts eher moderate Berge und Täler in wechselnder Folge, so wie man das aus eigenen Beziehungen kennt. Letztlich konzentriert sich der Film darauf, was Liebe eigentlich ist: ein Gefühl, dass da ist oder eben nicht. Leider siegt am Ende doch der Drang, die Geschichte abzuschließen statt es gut sein zu lassen. Die letzte Viertelstunde ist, wenn auch schön erzählt, vorhersagbar. Da werde ich mir 500 days of autumn lieber schenken...
Trotz allem: sehenswert!

Und jetzt? Musik! (vom Soundtrack)

Donnerstag, 12. März 2009

noch näher...

Nach langer Terminsuche war ich letzte Woche endlich in Berlin, um am dortigen Institut meine Ideen vorzustellen. Und auszuloten, ob ich dem allgemeinen Trend folgen und Rhein gegen Spree tauschen kann. Hat geklappt, vor allem dank einer engagierten Betreuerin, die beim Frühstücksvortrag zwischen Brötchenschmieren und Kaffeetrinken auf die Schwingung zwischen mir und den anderen Frühstückern geachtet hat. Nachdem alles reibungslos lief wurds zwischendurch doch nochmal spannend, und ich durfte das Gefühl haben, mich zwei Tage umsonst gefreut zu haben. Jetzt steht wohl alles, und ich werde zum 1. Mai reberlinert. Und wer Symbolik mag (wie mein pathetisches Ich zuweilen): Am 30.4.2008 hatte ich das Auswahlgespräch in Jena, das mich nach Bonn verschlagen hat. Und nicht, wie angedacht, nach Berlin.

Untypischerweise hatte ich diesmal sogar eine Wohnung vor der Stelle. Nämlich genau hier:


Ich bleibe Friedrichshain also treu, auch wenn mich die Einheimischen schon ins günstiger gelegene Schönefeld abschieben wollten. Nix da.

Zwischen Vortrag und endgültiger Entscheidung gabs noch Wien. Logiert wurde stadtgemäß in einem Appartement nah am Stephansplatz, mit bemalten Tapeten, zunehmend auseinanderdiffundierendem Kronleuchter, schweren Vorhängen und Dielenboden. Wetterbedingt waren wir eher überdacht unterwegs, also in Museen und Kaffeehäusern. Erkentnisse des Wochenendes:

1 Kinderwurst heißt in Wien Extrawurst.
2 Kaffee Verkehrt ist Milchkaffee.
3 Böse Jungs und Mädels mit österreichischem Akzent können nicht böse wirken.
4 Sonntags gibts partout keinen Bäcker der aufhat.

Diese weltbewegenden Erkenntnisse lasse ich sacken und mach Schluß. Auf bald.

Musik: Peter Fox - Alles neu.

Dienstag, 26. August 2008

Miss Berlin

Zu meiner eindrucksvollen selbstzusammengebastelten Titelsammlung kommt noch ein weiterer - extern vertitulierter - hinzu: Miss.

Da frug der ehemalige dixie-Musiker und jetztmalige Direktor einer von mir sehr begehrten Forschungseinrichtung in Berlin in einem Seminar über Sensitivität und Spezifität, bei dem ich viele Fakten aus einem seiner Bücher lupenrein reproduzieren konnte, an welcher Institution ich gelandet wäre. Und dass ich eigentlich nach Berlin gehörte. Als ich ihm dann erklärte, dass ich das auch so gesehen hab und mich die Berliner einfach nicht genommen haben, zeigte er auf das miss hinter ihm.

Montag, 25. August 2008

Polydaktylie

ih

ahhr

ßan

scheh

uoh


Das sind lautschriftlich die Zahlen von 1 bis 5 auf Chinesisch. Hallo heißt nihau und guten Appetit scheha - heha. Thschiätschiä gilt als angemessene Antwort darauf und heißt danke. Scheh heißt außerdem ja. Sowas und noch viel mehr lernt man in 4 Wochen Summerschool in Jena. Das Zahlensystem der Chinesen ist auch viel logischer als das deutsche. Die zählen einfach bis 10 und fangen dann bei 10 1 wieder an. Kann man sich also an einer Hand abzählen. Der Typ, der das deutsche Zählsystem erfunden hat, hatte wohl 6 Finger beidseitig und kam bis 12 bevor er sich Gedanken um die Fortsetzung machen musste. Was mit dem Franzosen los gewesen sein muss will ich lieber nicht wissen...

Und nun: Musik und Diplomarbeit!

Samstag, 17. Mai 2008

Nachträglich alles Gute

Noch 45 Tage Berlin. Danach 22 Tage Bad Salzuflen. Dann 25 Tage Jena. Und dann endlich Bonn. Gruselig, wenn der Zeitplan so eng wird.

Am 30. April war ich im 1. Mai. Nee, nicht so zeitzonentechnisch, sondern cineastisch. Der Untertitel und das Plakat (Helden bei der Arbeit) lassen schlimmeres Vermuten, doch dahinter verbirgt sich ein Film über den 1. Mai in Berlin aus 3 verschiedenen Perspektiven, die von unterschiedlichen Regisseuren erzählt werden. Bis auf das übertriebene Ende absolut sehenswert! Und weil's die Premiere war, lief konnte ich mich auch mit Ulf in einer Bierschlange einreihen.

Und jetzt: Sachen Packen und ab nach Bielefeld!

Freitag, 4. April 2008

Und nicht schummeln!

In Statistik aufgepasst? Dann macht da links mal mit...

Am Sonntag bei herrlichem Sonnenschein im Treptower Park hatte ich wieder das Gefühl, nach Berlin zu gehören. Es war sonnig, der Park nebst Insel ist herrlich schön, und die meisten Berliner hats nicht gejuckt. Anders als in ostwestfälischen Metropolen scheinen die Berliner ihre schönen Erholungsoasen nicht aufgeregt bei ersten Anzeichen für schönes Wetter kampfes- und tummelfreudig zu vereinnahmen und ein riesen Bohei drum zu machen.

Und nachdem die IMPRS-Bewerbung eingereicht ist und die Versuchspersonenrekrutierung nebenher auf Partys geschieht, kann ich mich in Ruhe zurücklehnen. Und mich freuen, bald wieder in Bielefeld zu sein.

Jetzt freu ich mich erstmal auf den Poetry-Slam im Rosis heut abend und das mit Geburtstagsfrüh- und spätstücken gespickte Wochenende!

Montag, 10. März 2008

TeaP-Splitter

Stimmt, TeaP war ja auch noch. Auf der Hinfahrt hatte ich 7 Stunden Zeit, meinen Kater vom Vortag wieder loszuwerden. Mit dem Wochenendticket ging's über Magdeburg, Sangershausen und Kassel nach Marburg. Das ganze für 7 Euro inklusive netter Mitfahrer und kostenloser Stadtrundfahrt mit wertvollen Tipps zum Marburger Nachtleben ("Das da vorn ist der Schwulenstrich").

Die TeaP war insgesamt sehr Entscheidungsforschungslastig, was mir natürlich sehr entgegenkam. Das Poster ging zwar recht unter, weil die Damen links und rechts neben meinem Stand en vogue-Themen wie "Deliberation oder Intuition? Der Einfluss des Entscheidungsmodus auf die Effizienz niedriger und hoher Komplexität" oder "Der Einfluss von Wiederholungen auf die Veränderung von Cue-Validitäten" präsentierten und sich damit ständig eine kleine Herde Entscheidungsforscher um dieses epistemische Wasserloch scharte.

Obwohl der Bielefelder Pöbel bereits am Dienstag abreiste wollte ich unbedingt noch das Symposium zu Entscheidungsforschung aus ökologisch rationaler Perspektive am Mittwochnachmittag mitnehmen. So bezog ich dann Dienstag ein in Dreiernutzung befindliches 6-Bettzimmer, nur um festzustellen, dass mein Bettnachbar aus Paderborn kommt und wir beide für dieselbe Chefin gearbeitet haben. Seine Kollegin kannte mich sogar noch von einem Referat aus der Uni.

Statt organisierter Geselligkeit auf dem Gesellschaftsabend bin ich Dienstagabend mit der altbekannten Freiburger und neubekannten Mannheimer Fraktion unterwegs gewesen. Die Mannheimer Seite stellte sich dabei als ungemein geschicktes Kontakttalent heraus, so dass ich mich aus erster Hand über den Truth-Effekt und die Wiederholungsfrequenz bei Zufallsfolgen informieren konnte. Naja, was ich grad so für meine Diplomarbeit brauche, eben...

Am Mittwoch war dann auch Zeit, Marburg genauer zu erkunden. Eine kleine süße Stadt, die alles hat, was eine Stadt so braucht. Zum Beispiel ein Schloß, einen geschichtsträchtigen Marktplatz (auf dem wurde Hessen gegründet), nette Cafés, einen idyllischen Fluss. Und den Quoten-Verwirrten, der morgens noch fünfmal ins Café zurückstolpert um tatsächlich jedem persönlich einen schönen Tag zu wünschen, der abends bettelnd und bei Misserfolg lauthals fluchend durch die Gassen zieht.



Trotzdem war ich froh, nach ein paar Tagen wieder dreckige Großstadtluft Spreeluft zu schnuppern.

Sonntag, 9. März 2008

Das Ende ist im Anfang, und doch macht man weiter

Ich hab gestern tatsächlich noch eine Karte fürs endspiel erstanden. Das Stadion war gut gefüllt und das Flutlicht schien kräftig. Das Verhalten beider Mannschaften war von vorsichtigem Abwarten und aufbrausender Agitation geprägt. Und am Ende haben beide verloren.

Worum gings eigentlich?

HAMM: Clov!

CLOV gereizt: Was ist denn?

HAMM: Wir sind doch nicht im Begriff, etwas zu . . . zu . . . bedeuten?

CLOV: Bedeuten? Wir, etwas bedeuten? Kurzes Lachen. Das ist aber gut!

HAMM: Ich frage es mich. Pause. Wenn ein vernunfbegabtes Wesen auf die Erde zurückkehrte und uns lange genug beobachtete, würde es; sich dann nicht Gedanken über uns machen? Mit der Stimme des vernunftbegabten Wesens. Ah, ja, jetzt versteht ich, was es ist, ja, jetzt begreife ich, was sie machen! Clov zuckt zusammen, läßt das Fernglas fallen und beginnt, sich mit beiden Händen den Unterleib zu kratzen. Normale Stimme Und ohne überhaupt so weit zu gehen, machen wir selbst... gerührt wir selbst... uns nicht manchmal... Ungestüm. Wenn man bedenkt, daß alles vielleicht nicht umsonst gewesen sein wird !


Bis dahin hatte ich versucht, das vernunftbegabte Wesen zu sein. Danach hab ichs aufgegeben. Kurzes Resumée: Hamm und Clov, die letzten Menschen auf der Welt, deren Beziehung zueinander durch gegenseitigen Hass und wechselseitige Abhängigkeit bestimmt ist. Hamm ist blind und an seinen Stuhl gefesselt, Clov ist ihm aus unbekannten Gründen unterworfen und redet davon, zu gehen. Hamm hat die Vorräte, Clov kann sie holen. Ohne den anderen sind beide verloren.

Mal abgesehen von der letzter-Mensch-auf-Erden-Thematik war die Rolle Hamms sehr interessant: Seiner Sinne und Mobilität beraubt ist er auf den verhassten Clov angeweisen, um sich ein Bild der Außenwelt zu konstruieren. Als Clov dann tatsächlich geht und auf Hamms Pfeifen nicht mehr reagiert, interpretiert dieser die Realität einfach um: "Da es so gespielt wird... spielen wir es eben so... und sprechen nicht mehr darüber... und sprechen nicht mehr."

Kurzum: Interessante Inszenierung, wenn auch nicht ganz orginalgetreu.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Lapidares und kleine Fische

Statt dem jüdische Friedhof im Prenzlauer Berg begrüßte uns am Sonntag nur ein auffallend schlicht gehaltener Granitblock. Dran stand:



Aha. Hier gibts also nix zu sehen, dachte ich. Nett, dass einem das gesagt wird, bevor man schon drin ist. Dann spart man sich die Zeit, die wir mit Essen beim unfreundlichsten Inder in ganz Berlin und dem Unsinnieren über den Effekt der Wohnumgebung auf die eigene Selbstwahrnehmung vertaten.

In Friedrichshain ist man nämlich mit Bierflasche immer adäquat gekleidet, während die Prenzelbergbewohner selbst mit halbverdauter Muttermilch auf der Schulter immer aussehen wie aus dem Ei gepellt. In Friedrichshain reichen zueinander passende Socken, um sich gut gekleidet zu fühlen, im Prenzlauer Berg müssens schon handgewebte Socken aus Ökobaumwolle mit Kevin Günther drauf sein. Kennt man ja. Und dass die Leute im Prenzlauer Berg trotzdem schicker sind auch.

Ich war schon immer lieber ignorant aber glücklich.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Ein Tag voller Franks

Der erste hieß Lehmann und das letzte, was ich von ihm hörte, war dass er nach Berlin fahren wollte, nachdem er sich durch einen vorgetäuschten Selbstmordversuch vor der Bundeswehr gedrückt hat. Schade, dass er sich grade dann aus dem Leben schleicht, wo ich hinter seiner lethargischen Fassade viel Tiefgründiges und Liebenswertes entdeckt hatte.
Der zweite hieß Plasberg und das letzte, was ich von ihm hörte war "Grüßen Sie Bielefeld!". Nach seiner Sendung "hart aber fair" gestern wollte ich mit meiner Praktikumsnachfolgerin Helen eigentlich nur schnell ein Glas Wasser trinken. Ich hatte mir nämlich kurz vor der Sendung im Wartebereich noch eine Gratislaugenbrezel reingewürgt, um mich für die GEZ-Gebühren zu rächen. Zur Strafe verbrachte ich die Sendung zunehmend dehydrierend und nach Wasser lechzend. Also bin ich nach Sendungsschluss schnell an dem ganzen roten, schwarzen, gelben, und grauen Gesocks vorbei in den Wartebereich zum Wasserautomaten geflüchtet. Als ich am nur halbherzig in der Tür stehenden Türsteher vorbeikam, der irgendwas zwischen "aufs Maul", "gehören die dazu", und "schönen Abend" nuschelte, wurde mir von einem Kellner bereits ein Glas Saft entgegengehalten. Und als wir dann da so zwischen Buffet und Eingang standen, wunderte ich mich langsam darüber, dass mehr Leute im Raum waren, die vor der Kamera standen, als dahinter. Aber nur kurz, denn der Kellner Herr Salami schenkte immer tüchtig Dornfelder nach. Ich hätte gern mit Günter Wallraff etwas geplaudert, aber als der dazu erforderliche Alkoholpegel erreicht war, war der schon weg. Nur Herr Salami und Herr Plasberg rotierten noch kräftig. Als ich dann durch die Fenster vom Studio noch fix ein Bild vom draußen hängenden Plakat der Sendung machen wollte, warf sich Herr Plasberg dazwischen gesellte sich Herr Plasberg dazu, und bestellte nach kurzem Kopfschütteln über Bielefeld Grüße dahin. Dann war er auch schnell wieder weg, und plötzlich standen Helen und ich mit unseren halbvollen Weingläsern allein zwischen aufräumenden Servicekräften. Wir sind dann auch gegangen.
Den restlichen Abend verbrachte ich damit, nicht in den Nachtbus zu pinkeln, und mich an der erstbesten Mauer an der Warschauer Straße zu erleichtern. Der Rest war ein Spaziergang.


Dienstag, 22. Januar 2008

Melioration

Schreib auf eine Flasche Bier "Made in Berlin" und auch wenn's schmeckt wie Herforder wirds weggehen wie Beck's. Die Kinofilme aus deutscher Produktion, die ich dieses Jahr gesehen habe, setzten aufs selbe Pferd: Gib dem Zuschauer was zum Zuschauen, dann wundert der sich nicht über die Handlung. Berlin am Meer macht das auch so. Aber wenn doch kurz vom Berlinbestaunen abgelenkt wird, sieht man eine nur an wenigen Stellen ins kitschige gezogene Handlung über die große Liebe Partnerschaft Freundschaft das Leben in Berlin eben. Vieles bleibt dankenswerterweise unerklärt und kann getrost vergessen werden. Anders als Free Rainer und Keinohrhasen musste sich der Cutter mit Berlin am Meer wohl nicht wochenlang im Schneideraum rumplagen, um das maximal mögliche intermiktale Intervall nicht zu überschreiten. Dadurch können Dinge auch einfach passieren, ohne dass sie für die spätere Handlung mal wichtig sein würden. So treibt der Film die Spree entlang und am Ende ist natürlich alles gut und nix klar. Wie im Leben eben. Nur dass ich da zum Glück nicht die Stimme von Robert Stadlober höre, die mir etwas von Liebe erzählt.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Soziale Arbeit

Die wurde heut an mir verrichtet. Unverfänglich meldete ich mich auf eine Wohnungsanzeige im Netz und wurde prompt zum Casting eingeladen. Naturgemäß sah ich meine Chancen angesichts von mindestens 6 weiteren Bewerbern schon schwinden und war schon froh über gratis Tee und Gummibärchen, als dann ein paar Stunden später die Corina anrief und fragte, ob ich das Zimmer noch wollen würde. Jetzt habe ich ab mitte Februar eine neue Unterkunft, und der Unzug wird sich auch einfach gestalten.

Gestern war außerdem mein erster Arbeitstag im EURAP-Projekt an der Charité. Seitdem weiß ich, dass Neugeborene im Gestationsalter von 40 Wochen 3500 cm groß, 35 g lang, und 50 cm Kopfumfang haben sollten. Oder so ähnlich.

Morgen ist schon der vorletzte Praktikumstag, eigentlich schade... Aber eigentlich auch nicht wirklich - Eine zeitlang nicht Lernen zu müssen und trotzdem kein schlechtes Gewissen zu haben war sehr angenehm. Aber bedruckte Seiten haben im Gegensatz zu Patienten mit L-Dopa-Langzeitsyndrom manchmal eine beruhigende Wirkung...

Und jetzt: Musik für Bauch und Kopf

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Rejectiertes

Wenn man so mit dem Bus durch Berlin fährt und dabei Musik hört, kann die zufällige Wiedergabe zu bizarren Kobinationen führen:

Die sowjetische Nationalhymne während man so durch die Großen Frankfurter Allee Stalinallee Karl-Marx-Allee oder am Leninplatz Platz der Vereinten Nationen vorbeifährt

O Fortuna, wenn man grad auf die Charité zufährt

Oder Louis Armstrongs what a wonderful world wenn man an der Straße der Pariser Kommune rumtuckelt

So siehts übrigens in Virchow aus:



Und so in meinem Zimmer:



Und da Tabea beim rumlaufen keine wahrnehmbaren Geräusche produziert ist das mit dem Durchgangszimmer echt kein Problem. Und dass Tabea total nett ist und viel lacht ist ja auch eher kein Hindernis.

Am Wochenende war ich mit Ina im Museum für Naturkunde, was ich nur wärmstens weiterempfehlen kann! Da gibts unter anderem:



Zum Abschluss noch ein kleines Bilderrätsel: In welchem Stadtteil gibt es solche Fahrräder:



Naaaaa???

Montag, 1. Oktober 2007

Ok sehr gut! Und gleich nochmal...

Heute war das Fernsehen da. Und ich musste erzählen, wie ich mich damals mit meiner Mutter in San Franciscos Bergen verfahren hab, ich mir in England den Fuß gebrochen habe, im Central Park überfallen wurde, deutscher Judomeister geworden bin, den zweiten Preis beim Posterwettbewerb gewonnen hab, und im SeaLife Oberhausen rumgedüst bin. Die Hälfte ist übrigens gelogen...
Deprimierend wirkt übrigens, wenn man stundenlang nach fernsehtauglichen echten Geschichten sucht und dann innerhalb einiger Minuten eine Seite von spannenden Sachen zusammen hat, die einem noch nie passiert sind.

Und jetzt: Spülen, aufräumen, und ins Bett!

Donnerstag, 20. September 2007

Anderswo

Heute hab ich Katharina endlich ihre Diskussion zurückgegeben, nachdem die von mir versprochene Frist schon 2 Wochen abgelaufen war...
Umso dankbarer bin ich für all die Menschen, die mir bei meiner chaotischen planlosen spontanen Wohnungssuche in Berlin helfen! Es sieht so aus als würde ich nächste Woche doch nach Berlin fahren müssen wollen wollen müssen. Schöne Stadt, aber im Moment denkbar ungünstiger Zeitraum, denn nächsten Dienstag und Mittwoch stehen abendliche Treffen mit den Decision Makern an, Montag sind eine Horde Zwerge, Elfen und Halblinge zum Munchkin-Spielen eingeladen. Donnerstag ist dann Geburtstagsparty einer Decision-Maker Kumpanin angesagt, oder eben nach Berlin düsen...
Dafür gehts gleich erstmal nach London mit einem top-seriösem Busunternehmen.

Ich geh ja lieber da aufs Klo, wo auch wahrscheinlich eins ist.

war heut der Spruch des Tages. Gut dass die Uni bald Asbest-saniert wird.

Und jetzt: Sachen packen und ab nach London!

Demnächst wieder Blog-Einträge mit etwas mehr Gehirnschmalz...

Donnerstag, 13. September 2007

Aphrodisiaka und lösliche Gase

Gestern abend war Decision-Maker Treffen mit den üblichen Verdächtigen - und dem neuen Praktikanten. Standesgemäß wurden Geschichten aus der Studienzeit ausgetauscht. In Landau Psychologie zu studieren scheint sehr witzig zu sein - da gibts Wein en masse und jedes Jahr bevölkert das Psycho-Erstsemester die Stadt Umgebung und unterhält sich und Eingeweihte mit dem Beobachtungspraktikum. Da werden dann Leute dabei beobachtet, wie sie in der Damenunterwäscheabteilung BHs kaufen, ob sie auf obszöne Sprüche auf der Klotür antworten, wie sie auf Vordrängler an der Supermarktkasse reagieren, und wie viele Zigaretten sie sich von schwangeren Frauen abschwatzen lassen. Da sich dieses Ritual mittlerweile unter der Bevölkerung herumgesprochen hat, steigt in dieser Zeit die Zahl unterlassener Hilfeleitung um 200%. Mindestens.

Satz des Abends war übrigens:
Ich trink' Alkohol nur, wenn ich dazu Lust habe

Nachdem man sich dann so warmgeschossen hatte ging es dann mehr um fachliches: Die Rolle von löslichen Gasen bei der Erektion, sowie die (so Restaurantbetreiber) aphrodisierende Wirkung von Nüssen, Joghurt, und griechischem Honig. Nebenbei und quasi unbemerkt wurde ein erneutes Decision-Maker-Treffen mit allen Doktoranden und Diplomanden beschlossen, und mögliche Konferenzthemen und -beiträge aufs Auge gedrückt unter der begeisterten Masse verteilt. Los gehts im März mit der TeaP und dann kommt im Juli der ICP.

Und jetzt: Katharina's Diplomarbeit lesen, Wohnungsanzeigen sichten, Geschenkideen sammeln!