Mittwoch, 12. März 2008

Gut leben mit Effizienz-Divergenz

Für einen Philosophiekurs habe ich mal was darüber geschrieben, was ein gutes Leben eigentlich ist. Und jetzt wo ich ein Buch von Dietrich Dörner endlich mal lese, feiert das Thema bei mir Renaissance. Aber von Anfang an.

Aristoteles beantwortet das so: Wenn man wissen will, ob etwas gut ist, braucht man nur sein Ergon, seine spezifische Leistung, zu betrachten. Etwas ist gut, wenn es sein Ergon gut erfüllt. Die spezifische Leistung einer Schere ist das Schneiden. Eine gute Schere schneidet gut. Das Leben aber selbst hat keine spezifische Leistung, sondern ist selbst die spezifische Leistung der Seele. Eine gute Seele zeichnet sich also durch das gute Leben aus. Und was macht die Seele so besonders, was ist ihre spezifische Leistung? Der Verstand, sagt Aristoteles. Eine gute Seele ermöglicht also bestmöglich das Nachdenken. Und ein gutes Leben somit, die Fähigkeit zum Nachdenken bestmöglich umzusetzen.

Doch hat alles ein Ergon, eine spezifische Errungenschaft? Was ist das Ergon eines Hundes? Aristoteles vermischt hier Ergon und Telos, also den Zweck, der erst durch meine Anforderungen entsteht. Was ein guter Hund ist, wird mir erst klar, wenn ich meine Anforderungen an den Hund prüfe. Was ein gutes Leben ist, wird mir eben auch erst dann klar, wenn ich meine Anforderungen an das Leben prüfe. Ein gutes Leben erfüllt meine Anforderungen an das Leben, Punkt aus. Aber habe ich bereits alles, was ich mir vom Leben wünsche? Zum Glück nicht. Habe ich deswegen kein gutes Leben? Doch, weil es mir ermöglicht, meine Vorstellungen eines guten Lebens irgendwann zu realisieren. Und meine Vorstellungen lassen sich nicht nur durch eine Handlungsweise realisieren. Und genau das eben ist Effizienz-Divergenz: Das Leben hält an einer bestimmten Stelle viele verschiedene (Divergenz) Möglichkeiten offen, seine eigenen Vorstellungen umzusetzen (Effizienz).

Ein gutes Leben hält also möglichst viele Möglichkeiten offen, die Vorstellungen vom Leben gut zu erfüllen. Solange es nicht in Abulie mündet...

Und daran arbeite ich grad.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mannmannmann, so ein bisschen mehr Ottmar Zittlau taete manchmal aber schon nicht nur mir gut, glaube ich...